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Editorial 03-24

Editorial 03-24

Editorial 03-24
Editorial 03-24

Liebe Weinwisser,

vor wenigen Tagen erst ist die ProWein zu Ende gegangen, an der ich auch in diesem Jahr einige hochklassige Masterclasses moderieren durfte. Viele fragen mich, wie ich die Situation rund um die Messe sehe. Nun, das Bild ist zweigeteilt: Manche Hallen waren gähnend leer, andere wiederum ausgezeichnet besucht. Insgesamt waren mit 47.000 Fachbesuchern auch nach offiziellen Zahlen etwas weniger als erwartet gekommen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die einstige Vormachtstellung der ProWein als internationale Leitmesse deutlich bröckelt. Es gilt mehr denn je, die hinreichend bekannten und beklagten Probleme zu lösen: Zu hohe Standpreise, skandalöse Hotelpreise bei oft schäbiger Qualität, wiederholte Streiks bei Bahn und Lufthansa sowie eine vielerorts ohnehin schon schlechte Infrastruktur mit vielen Baustellen und entsprechende Staus frustrieren die Aussteller und Besucher schon seit Jahren. Rein logistisch scheint Düsseldorf mit der ProWein überfordert zu sein, aber eine solche Leitmesse im Herzen Europas wird weiterhin für viele Länder das wichtigste Event bleiben. Viele französische, spanische und auch italienische Erzeuger sind bereits an die Vinexpo in Paris verloren gegangen und die ProWein muss aufpassen, dass sie nicht noch mehr Italiener vergrault, die mit der Vinitaly eine sehr beliebte Messe als Alternative haben. Auf der anderen Seite habe ich viel Positives gesehen. Die von mir besuchten Stände in den Hallen 16, 15, 4 und 1 waren sehr gut besucht mit vielen Profis. Weniger ist auch hier mehr. Qualität statt Quantität. Wir sollten also die Lage nicht schlechter reden als sie ist. Diesen Eindruck teilte auch Thorsten Hermelink, der CEO von Europas größtem Weinhändler Hawesko, den ich bei der Bordeaux-Verkostung der Union de Grand Cru gesprochen habe. «Die Stimmung ist schlechter als die Lage», sagte er mir. Möglicherweise trifft das auch auf die generelle Situation in Deutschland zu. Neu ist auch der oft zu hörende Spruch, dass Deutschland heute an Italien vor 20 Jahren erinnere. Viele ärgern sich über die Unzuverlässigkeit. Aufgrund der Streiks mussten viele große Strapazen auf sich nehmen, manche sind der Messe auch ganz fern geblieben.

Aber kommen wir zu den schönen und wunderbaren Seiten unserer Branche. Denn trotz allem war die Stimmung vielerorts super. An edlen Weinen mangelte es sowieso nicht.

In dieser Ausgabe legen wir den Fokus auf prestigeträchtige Regionen wie das Piemont und Bolgheri aus Italien, Châteauneuf-du-Pape und die Champagne aus Frankreich. Aus Übersee bespreche ich Weine von Penfolds mit einigen spannenden Jahrgängen der Ikone Grange.

Meinen acht Seiten umfassenden Nebbiolo-Artikel lege ich allen nahe, die auf der Suche nach tollen und bezahlbaren Barolo und Barbaresco sind und Neues entdecken wollen. Selten habe ich so viele ausgzeichnete Weine von relativ unbekannten Erzeugern im jungen Stadium verkostet. Ich kenne nicht alle Preise, aber einige sind wirkliche Schnäppchen für die ausgezeichnete Qualität. Selten habe ich so oft 19/20-Punkte vergeben. Dazu gibt es viele Spezials zum Altmeister Bruno Giacosa, zu Gaja, Fenocchio und Vajra.

Aus Bolgheri lieferten die beiden Superstars Sassicaia und Ornellaia bezaubernde Weine. 2021 entpuppt sich dort als großes, weil kühleres Jahr. Im September kommt dann wieder das berühmte Dinner auf dem «Viale dei Cipressi» mit entsprechenden Verkostungen dazu.

Als Fortsetzung unserer Berichterstattung über das Weinland Südtirol kommt ein großes Spezial über die Schwester-Weingüter Andrian und Terlan, die ihr 130-jähriges Bestehen feierten. Hier habe ich viele aktuelle und gereifte Raritäten verkostet.

Last but not least gibt es Prickelndes von Gosset. Unser Autor André Dominé hat die traditionsreiche Maison besucht und die neue Co-Kellermeisterin Gabrielle Malagu interviewt.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre. Auf einen schönen Frühlingsanfang!

Giuseppe Lauria

Chefredakteur WEINWISSER

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