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Spezial Petrus mit Oliver Berrouet

Ein schillernder Petrus von delikater Raffinesse: «Wir haben sehr sanft extrahiert»

Spezial Petrus
Ein schillernder Petrus von delikater Raffinesse: «Wir haben sehr sanft extrahiert»

Von Giuseppe Lauria

Weingutsdirektor Olivier Berrouet mit dem 2021er Petrus
Ein delikater Petrus. Nur Jahrgangsinterpretation oder ein neuer Petrus-Stil?

Die diesjährige Verkostung bei Petrus war in vielerlei Hinsicht eine besondere. Eigentlich ist das immer was ganz Besonderes. Regelmäßig eines der Top-Highlights. Ich versuche deswegen meinen Termin bei Petrus ganz nach hinten zu legen, da dieser meist kaum zu toppen ist. In diesem Jahr wurden noch weniger Verkoster als ohnehin schon zugelassen, so hieß es. Ich hatte mit dem Weingutsdirektor und Weinmacher Olivier Berrouet gut 40 Minuten Zeit und konnte mit ihm im Keller ausführlich verkosten und den Jahrgang besprechen. Das war auch gut so, denn dieser Petrus ist anders als in den Vorjahren. Schon die Farbe ist weniger satt, mehr in einem Burgunderrot mit recht transparenten Rändern und nur einem violetten Einschlag, was normalerweise bei einem (fast) reinsortigen Merlot deutlich ausgeprägter ist. Einen so hellfarbenen Petrus habe ich hier ehrlich gesagt in den letzten sechs Jahren noch nicht gesehen. «Wir haben sehr sanft extrahiert, weil wir keine aggressiven Tannine haben wollten. Das ist unsere Interpretation des Jahrgangs, weil wir der Überzeugung sind, dass es in 2021 besonders auf die Qualität der Tannine ankommt», erklärt mir Olivier Berrouet. By the way: Petrus schreibt sich ohne Château und ohne Accent!

 

2021 Petrus: 99 % Merlot, 1 % Cabernet Franc: Fermentation im Zement, 50 % Neuholz. Lese: 30. September bis 09. Oktober. Entsprechend, wie die hellere Farbe es andeutet, zeigt sich dieser Petrus mit eher rotbeeriger Frucht, Preiselbeeren und roten Johannisbeeren, dazu eine herrliche Lakritznote. Dahinter auch feine florale Anklänge mit Lilien und Veilchen. Im Mund erstaunlich schlank und energiegeladen mit saftig-feinwürziger Rotbeerenfrucht, ganz auf Frische und Fokus gemacht, ohne den hier schon in der Jugend so verführerischen Schmelz beziehungsweise die erotische Fleischigkeit zu zeigen. Bin gespannt, ob er diese mit Flaschenreife entwickelt. Ein leiser, manchem vielleicht zu schlanker Petrus mit seidigen Tanninen, delikater Rasse und finessenreichem, pikantem Finale. 18.5+/20 2030 – 2052

Veröffentlicht im Bordeaux Primeurs Spezial in WW 05-06/22: Das ganze Heft mit den besten Bordeaux 2021, vielen ausführlichen Interviews, vertiefende Sonderstories und Verkostungsnotizen gibt es hier: https://bit.ly/WeinWisser_Best_of_Bordeaux2021

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