von Giuseppe Lauria
Inmitten der Tiroler Bergwelt, nahe der Grenze zum Allgäu, gibt es ein Idyll für Wein- und Gourmetliebhaber und Ruhesuchende. Denn im Hotel Sonnenhof geht beides. Genießen und Relaxen. Und das auf höchstem Niveau. Denn im drei Hauben prämierten Gourmetrestaurant «Alps & Ocean» verwöhnen die Gourmetbrüder Patrick und Rainer Müller ihre Gäste auf den Tellern und im Glas. Ein Paradies für Feinschmecker.
Das Vier-Sterne-Superior-Hotel mit 51 Zimmern liegt rund zwei Autostunden von München idyllisch eingebettet zwischen Vilsalpsee und Haldensee entfernt. Das vor über 50 Jahren als kleines Liftcafé gegründete Genusshotel, ist das Ziel schlechthin für all jene, die sich eine aktive Auszeit vom Alltag nehmen, ohne auf Genuss zu verzichten. Denn hier kann man wunderbar wandern, im SPA-Bereich saunieren und sich abends von den Müller-Brüdern verwöhnen lassen. Patrick Müller kocht ein alpines Menü mit maritim-inspirierten Einflüssen, während Rainer Müller mit viel Wissen und Verstand für die perfekte Weinbegleitung sorgt.
Der passionierte Weinliebhaber hat seine Weinkarte zu einer der besten des Landes ausgebaut. Nicht umsonst hat ihn der Gault Millau zur Weinkarte des Jahres gekürt. In Anspielung auf die Lage des Hotels auf 1.150 m.ü.M. beinhaltet sie 1.150 Weinpositionen mit ausgezeichneter Jahrgangstiefe sowie mehr als 70 Champagnern, die der Hotelchef und Weinkenner Rainer Müller selbst zusammengestellt hat. Er selbst liebt Champagner, Burgund, Italien und Bordeaux, aber natürlich auch Riesling. Kein Wunder also, dass das renommierte Champagnerhaus Bollinger den Sonnenhof als eines seiner Flagship-Hotels auserwählt hat. Besonders lobenswert ist die gute Auswahl an offenen Weinen, zu denen auch die Privatabfüllung «Lumachelle» gehört – ein mineralisch-salziger Chardonnay von Tement. Auch die Glasserie lässt keine Wünsche übrig. Wer es lieber traditionell mag, der kehrt im Genießerwirtshaus «Das Müllers» ein, dessen regional herzhafte Karte ebenfalls mit zwei Hauben ausgezeichnet ist. Aromatisch abgerundet wird jedes Menü mit erlesenen Weinen von der «Besten Weinkarte Österreichs 2022». Die alpin, aber modern gestalteten Zimmer und der Sky Spa, eine Wellness- Oase mit Bergpanorama, tun ihr Übriges, um den Alltagsstress zu vergessen.
Anlässlich eines Ornellaia-Dinners und einer Masterclass hatte ich die Gelegenheit, das Hotel kennenzulernen. Zum Start gab es die weißen Ornellaias, die ich bereits in WW 11/22 beschrieben habe und hier der guten Ordnung halber teilweise noch einmal mit den durchaus differierenden Eindrücken bringe.
DIE VERKOSTUNGSNOTIZEN
- 2018 Ornellaia Bianco: (aus WW 11/2022). Anders als im überwiegenden Europa war 2018 in Bolgheri kein heißes Jahr, sondern ein recht regenreiches, reifeverzögertes Jahr, das aufgrund abkühlender Nächte eine sehr gute Frische mitbringt. Sehr elegant und ausgewogen mit eher kühlen, ätherischen Noten wie Salbei, Lakritze, die der kräutrig unterlegten Frucht aus grüner Feige und Stachelbeere zusätzliche Frische geben, ungemein saftig, generöses Finale mit pikanter Art. 18+/20 – 2030
- 2016 Ornellaia Bianco: Anders als bei der Ornellaia-Verkostung in München zeigte sich hier der 2016er in topform. Enorm duftig mit frischen Kräutern und mineralischen Anklängen, die hellstrahlende, gelblich eingefärbte Frucht mit feiner Melone war dabei glockenklar, dazu heller Tabak und feinste Vanille. Im Glas sehr changierend. Im Mund mit rassiger Finesse und einer schönen linearen Struktur, zart vanilliger Schmelz. 18.5/20 – 2028
Die Rotweine
- 2020 Le Volte: Attraktiver Duft mit schöner, knackiger, blau eingefärbter Frucht, Lakritze. Mittelkräftiger Gaumen, schön saftig und mit guter Frische, knackige, gut saturierte Kirschfrucht,
feines Tannin, ist zwar auf den frühen, unkomplizierten Genuss gemacht, aber durchaus mit Anspruch. 17.5/20 –2027
- 2020 Le Serre Nuove: In einer Privatverkostung verkostete ich kürzlich den neuen Jahrgang. Elegantes Bouquet mit schwarzen Beeren, Eukalyptus, Tabak, dunkle Schokolade und zart florale Noten wie Veilchen. Am Gaumen ungemein geschliffen und saftig, sehr fein und elegant gewoben, liegt schön auf der Zunge mit schokoladigen, geschliffenen Tanninen, sehr saftig und charmant, im Finale mit würzigen und beerigen Noten. Für mich einer der elegantesten LSR. 18/20 –2030
- 2019 Le Serre Nuove: Intensives Bouquet mit herrlichen Cassis- und Johannisbeernoten,
Lakritz und ein Touch florale und mediterrane Noten. Saftig-süßer Gaumen mit schmelziger Umrahmung, sehr schöne, runde, saftige Tannine, bleibt aber im Verlauf und im Finish jederzeit präzise und griffig, gefällt mir sehr gut. 18/20 –2028
- 2014 Le Serre Nuove: Aus dem bekanntermaßen etwas kühleren, weil regnerischen Jahr kommt ein in Würde gereifter Wein mit kühler Frucht, Waldboden und Unterholz, Liebstöckel und geschmolzener Schokolade. Im Mund recht zupackende, herbe Art mit viel kräutrigen und balsamischen Noten, dazu mit deutlich mediterraner Würze, das herausfordernde Jahr ist zwar nicht zu leugnen, steht dem Wein aber gut zu Gesicht. 17/20 trinken
- 2019 Ornellaia Bolgheri Superiore: Bereits in WW 02/22 habe ich folgende Notiz verfasst, die sich im Wesentlichen mit den hier gemachten Eindrücken deckt. Im Duft mit einem eher kühlen, eleganten Bouquet, also eher im vornehmen Bordeaux-Style statt wie früher «kalifornisch». Dabei bleibt er seiner extrem würzig-ätherischen Ader mit herrlich mediterraner Macchia, balsamischen Noten und reifen roten und blauen Früchten treu, ist aber in der Anmutung eher auf Eleganz und Frische aus als auf Konzentration und Druck. Am Gaumen enorm saftig mit prägnanter Dichte und zupackenden aber hoch elaborierten, engmaschigen Tanninen, eine feine Säure lässt ihn seidig-elegant und doch lebendig wirken. Erinnert an 2015 und 2007. 19+/20 2025 – 2042
- 2016 Ornellaia Bolgheri Superiore: 51 % Cabernet Sauvignon, 27 % Merlot, 18 % Cabernet Franc, 4 % Petit Verdot: Mittelkräftiges Rubinrot mit dunklen Reflexen und violettem, zart wässrigen Rand. Ein Wein, der seinem Namen «Tensione» alle Ehre macht. Denn schon im Duft zeigt sich der mineralische Charakter und die zupackende Frische des Weines: Feinsinnig, erdig, mit dunklen Früchten, schwarzem Pfeffer, Zeder, Brombeeren und dunklen Kirschen. Am Gaumen punktet er mit einem vielschichtigen, großen Spannungsbogen, ist dabei noch ungemein jugendlich und straff gezogen mit à point reifen Früchten, die vom polierten Tannin und der rassigen, aber feingesponnenen Säure fest und griffig umklammert wird. Stilistisch ist der 2016er
gegenüber dem ebenso ausgezeichneten 2015er feiner und präziser in der Frucht. 19.5/20 2025 – 2045
- 2015 Ornellaia Bolgheri Superiore: 53 % Cabernet Sauvignon, 23 % Merlot, 17 % Cabernet Franc, 7 % Petit Verdot: Dunkles Rubinrot, satt, nur leichter Rand. Dichtes, engmaschiges Bouquet, dunkelbeerig, rassige Schattierungen mit würzigen Untertönen. Satter Gaumen, dicht und weit gefächert, zeigt eine tolle Persistenz und im druckvollen Verlauf eine erstaunlich rassige Säure, viel dunkle und zedernwürzige Töne. Retronasal kommen die Würze und blauen Früchte (Pflaume, Zwetschge) herrlich zur Geltung. Jahrgangsentsprechend körperreich, aber gut ausgewogen – mit eben dem Charme des Charismatischen. 19/20 2024 – 2040
- 2012 Ornella Bolgheri Superiore: 56 % Cabernet Sauvignon, 27 % Merlot, 10 % Cabernet Franc, 7 % Petit Verdot: Dunkles Rubinrot, aufhellender Rand. Tiefwirkendes, weit ausladendes und doch auch druckvolles Bouquet, sehr stylish, dunkelbeerig, Preiselbeeren und dunkle Kirschen, würzige Untertöne. Satter Gaumen mit feinrassigem Tanningripp, noch ganz zart austrocknend, druckvoller Verlauf mit feinrassigem Zug und Prägnanz, noch recht jugendliche Frucht, umrahmt von der typischen Ornellaia-Würze. 18.5+/20 –2030
- 2011 Ornellaia Bolgheri Superiore: 51 % Cabernet Sauvignon, 32 % Merlot, 11 % Cabernet Franc, 6 % Petit Verdot: Im Gegensatz zu 2010 ein sehr trockenes und heißes Jahr, das zu einer außergewöhnlich frühen Lese zwang. Dunkles Rubinrot, aufhellender Rand. Dichtes, konzentriertes Bouquet mit reifen Beerenfrüchten, Kirschkompott, Tabak und dunklen Gewürzen. Eine mediterrane Duftorgie aus herrlicher Frucht und Würze. Im Mund zwar kraftvoll, aber auch mit Finesse, besonders die vielschichtige Struktur und das kaskadenartige Finish berauschen. N.B.: Auch Masseto 2011 ist ein betörender Wein. 19/20 –2028
- 2000 Ornellaia Bolgheri Superiore: 65 % Cabernet Sauvignon, 30 % Merlot and 5 % Cabernet Franc. Wunderschön gereiftes Bouquet mit edlen Tertiär- und Röstnoten, Eukalyptus, Tabak- und Palisandernoten, nasse Erde. Einem Pauillac aus warmem Jahr nicht unähnlich. Im dicht gewobenen Mund mit seiner intensiven Art und der gekonnt süßlichen Umrahmung und Tannintextur dann eher kalifornisch, ein top gereifter Ornellaia mit Reserven. 18/20 trinken
