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WWW: Wein, Weinreich, Wonnegau

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WWW: Wein, Weinreich, Wonnegau

Wer glaubt, mit der Abkürzung WWW könne nur das World Wide Web gemeint sein, der ist ganz schön schiefgewickelt. Seit 2009 sorgt ein junger Winzer mit ebendiesen 3 W in der Weinwelt für Furore: Marc Weinreich aus dem rheinhessischen Wonnegau.

Marc Weinreich macht charakterstarke Weine, die deutlich die Handschrift des Winzers tragen. Das hat ihm schon viel Anerkennung eingebracht. Der Gault Millau beispielsweise lobt die „reife, animierende Frucht“ der Weinreich’schen Weine, bei denen Trinkfreude im Vordergrund steht. Das Lob von höchster Stelle kommt nicht von ungefähr. Wer Marc Weinreich kennenlernt, der spürt sofort, der Jungwinzer lebt für und mit seinen Weinen – der Name Weinreich ist Programm.

Nach einer Ausbildung beim renommierten Traditionsweingut Wittmann – Philipp Wittmann ist Vorsitzender des Vereins der Prädikatsweingüter (VDP) in Rheinhessen – machte Weinreich zunächst sein Fachabitur und studierte dann erfolgreich Weinbau und Önologie an der Hochschule Geisenheim University. Hier lernte er seine Frau Nina kennen, die mit einem Abschluss in Internationaler Weinwirtschaft von Anfang an bestens gerüstet war, ihren Mann in Marketing und Vertrieb des lange eher wenig bekannten Familienbetriebs Schuhmacher-Weinreich im rheinhessischen Bechtheim zu unterstützen.

2009 kam für Marc Weinreich mit dem plötzlichen Tod des Vaters der Sprung ins kalte Wasser: Er übernahm den Familienbetrieb und machte sich sofort daran, das über die Jahre ins Kraut geschossene, unübersichtliche Weinsortiment mit einer Vielzahl unterschiedlicher Rebsorten und Ausbauarten auf eine klare Linie einzudampfen. Weinreichs erklärtes Ziel dabei: „Keine Beliebigkeit. Ich möchte charakterstarke Weine machen, die zu mir und unserer Region passen.“

 

Klein, aber fein: Das Sortiment

Auf 16 Hektar baut Marc Weinreich überwiegend Weißwein an: Mit 30 Prozent liegt der Riesling an der Spitze, gefolgt von Silvaner und Weiß-/Grauburgunder (je 25 Prozent), 10 Prozent Chardonnay sowie je 5 Prozent Spätburgunder und Schwarzriesling. Die Bewirtschaftung der Weinberge erfolgt konsequent ökologisch, auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel wird verzichtet, geerntet wird per Hand. „Wir wollen, dass sich der Weinberg so weit wie möglich selbst reguliert“, so Weinreichs Credo. Auch beim Ausbau im Keller wird auf natürliche Arbeitsweisen gesetzt, d. h. Weinreichs Weine sind größtenteils spontanvergoren.

Das Weinreich’sche Sortiment ist unter Marcs Führung vor allem eins: straff gehalten. Die Konzentration auf das Wesentliche soll dem Weinliebhaber die Wahl erleichtern, indem sie ihn schnell zu seinen Lieblingsweinen führt. „Bislang hat jeder, der hierherkam, seinen Wein gefunden“, konstatiert Marc Weinreich. Dabei setzt der erfolgreiche Jungwinzer auf drei Weinlinien: An der Basis finden sich die Gutsweine – Weine, die Lust auf mehr machen und die gebietstypischen Rebsorten in den Vordergrund stellen. Der 2012 Silvaner trocken etwa ist ein typischer Vertreter dieser Linie, er überzeugt mit leicht erdiger Note und feiner Säure am Gaumen.

Die Ortsweine des Sortiments rücken die Herkunft Bechtheim in den Vordergrund, sie bestechen mit Mineralität sowie Komplexität und ebnen den Weg für die Spitzenkategorie Lagenweine, die vor allem aus Hasensprung und Geyersberg stammen. Terroir, die lange Reife am Stock und ein langes Hefelager verleihen etwa dem 2011 Geyersberg Riesling zart-cremige Nuancen – er besticht durch seine Kalksteinmineralität und eine filigrane Säure.

Der Seitensprung

Auch in Zukunft möchte Marc Weinreich sein Sortiment vor allem konzentriert halten. Rebsorten, die typisch für die Region sind, stehen im Vordergrund. Und doch gönnt er sich den kleinen Seitensprung im Sortiment mit einem Ortswein aus einer heute weniger geläufigen Rebsorte, die man eher nicht mit dem Wonnegau in Verbindung bringt: einem 2011 Bechtheimer Schwarzriesling trocken. Der Schwarzriesling (franz. Pinot Meunier) ist eine rote Rebsorte, die vorwiegend in Württemberg angebaut wird. Was Marc Weinreich daraus macht, lässt den Gault Millau von einem „aufregend nach Schokolade, Beeren und Minze duftenden Schwarzriesling“ schwärmen und macht entschieden Lust auf mehr. www.weinreich-wein.de

Text: Petra Münster, Foto: Marc Weinreich

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