Startseite » Allgemein »

Keller-Spezial

Kellers Diamanten: «Rekordpreise für Kabinette»

Keller-Spezial
Kellers Diamanten: «Rekordpreise für Kabinette»

Von Giuseppe Lauria

Wer alles lesen will, hier geht es zur Einzelausgabe: https://bit.ly/diebestenWeineDeutschlands

Eine ausgezeichnete Kollektion: Neu dabei der „Oberer Hubacker“ – eine Lage, die seit 1789 im Alleinbesitz der Familie Keller war und 2021 auf die ursprüngliche Größe zurückgeführt wurde

«Nur mit sehr kleinen Erträgen und mit alten Reben konnte man in 2021 herausragende Weine auf die Flasche bringen», erzählt mir Klaus Peter Keller bei meinem diesjährigen Besuch. Für ihn war 2021 „ein Jahr für Kabinette“. Und weil er viele Trauben für die Kabinette selektierte, habe er so gute GGs machen können. Seine grandiose Kollektion bringt jedenfalls Weine hervor, die noch mehr als in anderen Jahrgängen erst mit Reife ihre wahre Größe zeigen werden. Manche bemühen den Vergleich mit 1996, «da war aber das Verhältnis von Äpfel- zu Weinsäure umgekehrt proportional zu 2021, wo die Weinsäure 70 % und die Äpfelsäure 30 % beträgt», so Keller. Die Notizen der GG-Kollektion, unter anderem mit der grandiosen Abtserde, sind im Rheinhessen-Kapitel eingearbeitet. Deswegen hier nur drei Neuigkeiten: So wurde 2021 der «Oberer Hubacker» zurückgeführt auf die ursprüngliche Größe, die seit 1789 im Alleinbesitz der Familie Keller war (siehe auch Hinweis in der Weinnotiz). Beim Spätburgunder geht man immer mehr in Richtung Ganztrauben. Beeindruckend ist der Vergleich zwischen dem 2020er Spätburgunder Reserve mit kleinem und dem „Reserve du Fils“ (mit Trauben aus dem Schwarzen Herrgott) mit sehr großem Anteil an Ganztrauben. Letzterer ist einfach viel griffiger mit pfeffrig-pikanten Noten und weniger auf der Fruchtseite. Darauf gehe ich aber bei den Spätburgundern noch einmal separat ein, insbesondere auf den ultra finessenreichen «Morstein Felix». Und es gibt erstmals eine «Dreier-Kabinett-Kiste», die für einen sensationellen Preis von 2.750€ versteigert wurde. Auch die anderen Kabinette erzielten Rekordpreise. Hier sind meine Verkostungsnotizen der aktuellen Kollektion, die ich anlässlich eines Besuches vor Ort verkostet habe.

 

  • 2021 Westhofener Silvaner: Liegt unterhalb der Abtserde: Ausbau im 2.200-Liter- Holzfass. Kräutriges Bouquet mit heller Frucht. Im Mund schmelzig, konzentriert, sehr noble Art, saftige Tiefe, ernsthaft, salzig verwobenes Finish. Dieser Silvaner hat schon Format. 17.5+/20 2023 – 2030

 

  • 2021 Sylvaner «Feuervogel»: Das ist in diesem Jahr nicht ganz so wild wie 2019, aber immer noch ein Wein sui generis, ein Mix aus Chardonnay und Riesling mit feiner Reduktion. Mineralisch-steiniger Duft mit fokussierter Kräuterwürze, weißer Pfeffer, sehr stringenter Zug mit zarter Frucht und viel Kräuterwürze. 18+-18.5/20 2023 – 2034

 

  • 2021 Riesling «Von der Fels»: 40 hl/ha. Sehr eleganter, stilvoller Duft mit charmanter Frucht und hellen Blüten. Am Gaumen mit feiner, salzig unterlegter Rieslingfrucht, zart cremige Umrahmung mit würzigen Noten, helles Steinobst, straff gewoben, salzig und rassige Pikanz im Finale, aber deutlich zugänglicher als 2017. 17+/20 2023 – 2033

 

  • 2021 Schubertslay Kabinett Alte Reben, Versteigerung: Der Kabinett aus den 60 Jahre alten Reben zeigt sich im Duft extrem kristallin mit zart-schiefriger Mineralik und frisch geschältem Kern- und Steinobst, Touch Zitrusblüten. Im Mund wie am Seil gezogen, dabei sehr detailliert und austariert, wunderbar ausbalanciert mit dem Trinkfluss und der Animation eines großen Textbook- Kabinetts. Wurde für sensationelle 1.200€ versteigert (0,75l). 19+/20 2027 – 2040

 

  • 2021 Pettenthal Kabinett, Versteigerung: Im Duft nicht ganz so wild wie im Vorjahr. Ganz elegante, feine Art, dabei ist er wieder kristallklar wie ein Bergsee, herrlich hellstrahlig mit weißen Früchten, Kräutern wie Minze und Weißdorn. Auch dieser «Kabi» ist wie an der Schnur gezogen, konzentriert und doch tänzerisch, dabei straff gewoben, mit seidiger Textur und einer durchdringenden, feinstrahligen Säure, die den feingliedrig konzentrierten Körper fest umspannt bis ins salzige Finale. Der «Bad Guy» unter den Kabinett-Ballerinen. 19/20 2027 – 2040

 

  • 2021 Westhofener Absterde Riesling GG: 2,4 Hektar. Mon Dieu – ist das wieder ein unfassbarer Rohdiamant, der gerade so vor Energie und Transzendenz strotzt. Ungemein tiefgestaffeltes, kühl und straff gewobenes Bouquet mit geriebenen Kalksteinen, Williamsbirne und elektrisierender Zitrusfrucht, ungemein pur, fokussiert und kristallin, dabei enorm aromatisch. Im Mund extrem verdichtete Konzentration, dabei aber messerscharf konturiert, sehr elegant, tief und verspielt, irre energetisch und zupackend, zischt wie ein Pfeil durch den Gaumen und zündet im Finale ein regelrechtes retronasales Feuerwerk. Was für ein elektrisierender Riesling! Mit FINAL der Wein des Jahres. 19.5/20 2025 – 2040

 

  • G-Max Riesling: Direkt nach der fast rebellischen Abtserde wirkt der G-Max wie ein gelassener Nobelmann. Sehr kühles, fast verschlossenes Bouquet, edles Holz, gelbkalkige Ader und Würze, heller Tabak, ein Touch Canteloupe-Melone, nicht ganz so wild wie im Vorjahr. Im Mund sehr ausgewogen, ungemein detailliert arrangiert, dabei enorm dicht und eindringlich, engmaschig und elegant konturiert, ultra ziselierte, pikante und doch noble Säurestruktur, wunderbarer Zug und Länge. Wirkt ernster und nobler als die Abtserde. 19+/20 2028 – 2040

 

  • 2021 Niersteiner Pettenthal Riesling GG: Sehr edles, tiefes, würzig-mineralisches Bouquet mit rauchigen Noten und einer kühlen, noblen Art, das man sich nach und nach erarbeiten muss. Im Mund konzentriert, wieder sehr nobel mit selbstbewusstem Auftritt, dabei aber balanciert und ausgewogen, umrahmt von Phenolik und (rot-)schiefriger Würze, deutlich verschlossener und karger als Hipping, aber mit einem riesigen Potenzial. 19+/20  2027 – 2038

 

  • 2021 Westhofener Morstein Riesling GG: 1 Hektar. Von den ältesten Reben im Morstein, Ausbau im Moselfuderfass und Edelstahl. Blauer Ton. Der Morstein wird zurecht als der zurückhaltendste Riesling in Kellers Kollektion beschrieben: Das ist im kühlen Jahr 2021 sogar noch akzentuierter: Noble Ausstrahlung mit kühler, verschlossener und rauchig- kalkiger Art. Im Mund deutlich vom Kalkstein geprägt, die schweren Tonböden geben hier regelmäßig Substanz und Power, bleibt trotz der Dichte engmaschig und präzise verwoben, hallt lange nach mit erdigen und kräuterwürzigen Noten. Mindestens 6–8 Jahre liegen lassen. 18.5+/20 2028 – 2040
  • 2021 Niersteiner Hipping Riesling GG: 2011 von Franz Karl Schmidt erworben. 79 % Steigung. Vom 1953er Jahrgang wurde zur Krönung der Queen ein Wein geliefert. Sehr dunkelwürziges Bouquet mit Sponti-Noten, Minze und reifer Zitrus. Ungemein straff und würzig, selten einen so drahtigen, fast schon athletischen Hipping trocken im Glas gehabt. 18+/20 2026 – 2033

 

  • 2021 Westhofener Kirchspiel Riesling GG: 1964 gepflanzt. Schon im Duft extrem mineralisch und kühl mit verspielter Frucht, Minze und Waldmeister. Ungemein animierend, wie so oft einer der Weine, in die man sich sofort verliebt. Im Mund mit großem Spannungsbogen, irre animierend und voller Energie. Wunderbar verspielt und unbekümmert tänzerisch. Der Frühlingshafte unter den Keller‘schen GGs.  18+/20 2025 – 2038

 

  • 2021 Oberer Hubacker Riesling GG: 4,2 Hektar. Befindet sich seit 1789 im Familienbesitz. 1921 wurde der Obere Hubacker erstmals gefüllt. Durch das unsägliche 1971er Weingesetz verloren (fast) alle Lagen unter 5 ha ihren Namen und wurden ausgeweitet. Der Hubacker auf 28 ha. 2021 wurde der „Obere Hubacker“ auf seine ursprünglichen 4 ha zurückgeführt. Tief, männlich mit ätherischen Noten, grandiose Entwicklung im Glas, ungemein aromatisch und facettenreich mit Tabak und gelbwürzigen Noten. Dicht und fest, mit burgundischem Antlitz, dabei charaktervoll mit salziger Linie, sehr territorial und eigenständig. 18.5/20 2026 – 2040

 

  • 2020 Westhofener Morstein „Felix“ Alte Reben Spätburgunder GG: Beim Spätburgunder setzen die Kellers immer mehr auf Ganztrauben. «Der höhere Anteil bringt etwa 0,5 % vol weniger Alkohol und ein weiteres halbes Prozent geht bei offener Maischegärung verloren», erzählt mir Klaus Peter Keller bei der Probe vor Ort. Keine Kaltmazeration, Korbpresse, Ausbau in 225 Liter-Fässer. Schon das feinsinnige Bouquet zeigt, dass es hier um die pure Finesse geht. Jedes Jahr dreht man hier weiter an der Finesseschraube. War er im letzten Jahr noch etwas reduktiver, ist der Morstein in diesem Jahr eleganter und gelassener ohne an Komplexität einzubüßen. Im facettenreichen Duft verweben sich ätherisch-kräutrige mit mineralisch-steinigen Noten, dahinter ein hellstrahlende Beerenaromatik, Sauerkirsche und Waldbeeren, dazu gesellen sich ultrafeine florale Noten. Ungemein finessenreich und verspielt, dennoch mit Tiefe, Druck im saftig- konzentriertem Midpalate, in diesem Jahr ist die Tanninqualität noch einmal etwas feiner und seidiger, legt sich wie ein Seidenteppich auf die Zunge. Ein in Deutschland ziemlich einmaliger Pinot-Stil. 19/20 2027 – 2038

 

  • 2020 Spätburgunder Reserve du Fils (aus dem Zellerweg am Schwarzer Herrgott): 8.000 Pflanzen pro Hektar. Irgendwann soll es in Richtung 17.000 Stöcke pro Hektar gehen. 15 hl. Ertrag. Steiniger, karger Boden: Eisen, blauer Ton mit blauen Adern. Reduktives Bouquet mit kühlen Cassis- und Brombeernoten, konzentriert und schwebend, sehr noble Art, dabei ganz entspannt, zieht im Mund nach hinten ziemlich durch mit pfeffrig-pikanten Noten, die Klaus Peter auf den hohen Anteil an Ganztrauben (100 %) zurückführt. Sehr finessenreich mit deutlichem Tanninzug im Finale. 18+-18.5/20 2026 – 2035

 

  • 2019 Niederflörsheimer Frauenberg Spätburgunder GG: Ausbau in Zweit- und Drittbelegung. Rund 25 Jahre alte Reben. Selektion von Frederic Mugnier. Wirkt auch in diesem Jahr deutlich fruchtbetonter, aber mit etwas hellerer Frucht, Himbeere, Sauerkirsche und rote Johannisbeeren, auch deutlich mineralischer mit etwas Salz und feiner Terroir- Würze. Saftiger Gaumen, deutlich mineralischer ausgeprägt als im Vorjahr, dennoch verspielt und fein gewoben, ätherische Würze mit an wilde Himbeeren erinnernden Noten, salzig anmutendes Finish. 18+/20 2025 – 2035
Zum Newsletter anmelden
  • Hidden
  • Hidden