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VDP-Weingut Rings: Exzellentes von Brüdern

VDP-Weingut Rings: Exzellentes von Brüdern

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VDP-Weingut Rings: Exzellentes von Brüdern

Das pfälzische Freinsheim liegt in unmittelbarer Nähe der bekannten Lage Kallstadter Saumagen und ist der Heimatort des VDP-Weingutes Rings.

Die Eltern der heutigen Winzergeneration Steffen und Andreas Rings waren früher im Obst- und Fassweinbetrieb tätig, bevor sich ihre Söhne ab 2001 auf den Weg zum Weinqualitätsbetrieb machten. Rings ist damit eines von mehreren Pfälzer Weingütern der jüngeren Generation, die in vergleichsweise wenigen Jahren den Qualitätsanspruch ihres Weinguts um 180 Grad gedreht haben.

Sicherlich, etwas Zeit brauchten die Weinlagen, um durch eine neue, ertragsreduzierte Bewirtschaftung ihr volles Potential zu zeigen. Spätestens mit den Jahrgängen 2010 und 2011 wurde dieser Anspruch jedoch eingelöst. Weitere, noch junge Rebanlagen wie der Felsenberg deuten dagegen gerade erst ihr volles Potential an. Weingut Rings hat in den letzten Jahren einige neue Rebflächen hinzugekauft, somit darf die Weinwelt gespannt sein, welche Entwicklungen hier noch anstehen.

Die meisten Weine der Rings-Brüder werden teilweise oder ganz spontan vergoren. Ferner verzichten Steffen und Andreas bei den Reserve-Weinen darauf, jeden Jahrgang zu bedienen. Aufmerksamkeit hat hier vor allem die Syrah Reserve verdient, die verdient ausgezeichnet wurde. Der hohe Anspruch, den die Rings-Brüder an ihre Weine stellen, endet nicht in Weinberg und Keller:

Als ich in dem weingutseigenen Verkostungsraum sitze und Andreas Rings mir den 2010er Saumagen Riesling einschenkte, bemerkte die kleine Verkostungsrunde einen Korkfehler. Obwohl der leichte Fehler den Wein nicht komplett überlagerte bestand Andreas Rings darauf, eine weitere Flasche desselben Weins zu öffnen: «Es ärgert mich, wenn ich mein Produkt nicht richtig präsentieren kann», so der Winzer. Manchmal sind es genau solche Aussagen, die den Anspruch eines Winzers im Detail offenbaren. Die zweite Flasche war einwandfrei und der Wein wirkte wesentlich frischer am Gaumen.

Spürbar ist sie bei einem Gespräch mit Andreas Rings die hier vorhandene unternehmerische Freiheit, ohne eine traditionelle Bürde vorheriger Generationen den eigenen Kurs umsetzen zu können. Die neue Mitgliedschaft im VDP dürfte sich kaum als Einschnitt erweisen, denn die Brüder Rings benutzen die Unterscheidung zwischen Guts-, Orts- und Lageweinen bereits seit einigen Jahren, zudem konnten sie sich seit der Einstufung als «VDP.Spitzentalent» bereits mit der Qualitätspolitik des VDPs beschäftigen. Sie produzieren Lagenweine, die jetzt bereits den Vergleich mit anderen Grossen Gewächsen nicht scheuen brauchen. Die Rieslinge aus der Lage Kallstadter Saumagen beispielsweise zeigen sich ab 2009 sehr substanziell und lagentypisch, ebenso wie die ersten Pinots vom Felsenberg.

Der Felsenberg ist eine vergleichsweise neue, herausragende Lage des Weinguts. Streng genommen nicht einmal eine Lage, sondern ein altes Gewann, das sich lange Zeit unbeachtet im Naturschutzgebiet Berntal in einem Dornröschenschlaf befand. 2010 begann die Rekultivierung des komplett südseitigen Felsenbergs mit französischen Pinot Noir-Klonen. Es ist die steilste und höchste Lage des Weinguts. Strukturiert wird sie durch eine alte Terrassenmauer. Der Boden ist stark kalkhaltig und mit Lehm versetzt – der perfekte Wärmespeicher im Sommer und eine sehr gute Grundlage für dichte, herkunftsgeprägte Weine, wie sie hier der Weintrinker ohnehin erwarten kann.

Weingut Rings – Verkostungsnotizen Weissweine

2014 Saumagen Riesling, Kallstadt: In der Nase und am Gaumen sehr klar, mit griffiger Säure und einer tollen Balance. Für einen erst kürzlich gefüllten Weinenorm gut integriert. Gelbe Frucht, Zitrus und feines Steinobst gesellen sich zu einer mineralischen Note. Vielleicht etwas weniger Reifepotential als die anderen Jahrgänge.

17/20 2016–2027

2013 Saumagen Riesling trocken, Kallstadt: In der Nase und am vorderen Gaumen Zitrusnoten; ganz leichter Kräutereinschlag. Dann am mittleren Gaumen und im Abgang eine (noch etwas verschlossene) Andeutung dessen, was der Saumagen an spezifischen mineralischen Noten hat: Kalk, Lehm und Salz. Bei 8 g Säure und 3 g Restzucker noch viel Potential, wenn die Primärfrucht mit zunehmender Reife in den Hintergrund tritt.

17+/20 2020–2035

2012 Saumagen Riesling trocken, Kallstadt: In der Nase bereits opulente Frucht, Harz und Honig. Am Gaumen eher Bienenwachs , dennoch komplett sensorisch trocken. Auch hier kommt eine schöne kalkige Note durch, dennoch am mittleren und hinteren Gaumen etwas weniger Dichte und Komplexität im Vergleich mit 2011 und 2013, die Säure ebenfalls etwas schwächer. Ein schöner, runder Riesling ist das in jedem Fall!

16+/20 –2020

2011 Saumagen Riesling trocken, Kallstadt: Die frischeste Nase der Saumagen-Serie. Leichte Mandarine und Zitrus, auch etwas exotische Frucht. Am Gaumen jedoch alles andere als eine Fruchtbombe, im Gegenteil: eher karg-mineralisch mit weichen Bitternoten. Vereint Dichte, Komplexität und Finesse – das ist ein grosser Riesling aus dieser Lage. Kommt jetzt in sein bestes Stadium.

18/20 –2025

2010 Saumagen Riesling trocken, Kallstadt: Eine kühle Brise in der Nase, Morgenwiese und etwas Zitrusblüte . Am Gaumen mit viel Substanz, gelber Frucht, dann jedoch ein sehr erdig-mineralischer Zug. Sehr schöne Länge und etwas Schmelz nach hinten raus. Das Lesegut war in dem Jahr komplett botrytisfrei, daher ist hier ein sehr präziser Wein entstanden, der noch einige Jahre Genuss verspricht.

17+/20 2017–2030

2009 Saumagen Riesling trocken, Kallstadt: Kein opulenter Wein, aber sehr fein gereift. In der Nase noch mit guter Frische und einer guten Balance am Gaumen. Schöne Steinobst-Aromen, dabei komplett trocken, ordentliche Länge und trotz der sechs Jahre Reife noch eine gewisse Leichtigkeit.

16+/20 2017–2025

2010 Weilberg Riesling, Ungstein: Ebenfalls in der Nase sowie am Gaumen ein sehr klarer und präziser Wein mit viel Substanz. Bukett mit typischer Zitrusnote und leicht floralen Essenzen, am Gaumen mit kalkig-erdigen sowie würzigen Anklängen. Sehr ordentliche Länge, guter Druck und schöner Trinkfluss. Dank der guten Balance von Alkohol, Säure und Frucht hat der Wein mit Sicherheit noch einiges an Reifepotential, kommt langsam in sein bestes Stadium.

17/20 2017–2027

Weingut Rings – Verkostungsnotizen Rotweine:

2013 Saumagen Spätburgunder, Kallstadt: In der Nase mit Kirsche und schöner Cassis-Note. Wirkt am Gaumen sehr weich und rund, schmeichelndes, samtiges Tannin. Etwas Würze und bisher nur angedeutete Komplexität, ein Wein, der noch sehr lange reifen kann! Die Säure ist genau richtig, der für einen trockenen Spätburgunder. Eleganter Wein mit 13,5% Alkohol, perfekt integriert.

17+/20 2020–2035

2013 Felsenberg im Berntal Spätburgunder, Leistadt: Eher verhaltene Frucht in der Nase und am Gaumen, dafür ungemein seidig, füllig und mit schönem Schmelz. Am mittleren und hinteren Gaumen mit leicht holzgeprägter Aromatik, Vanille und Cassis sowie im Hintergrund kalkig-erdige Noten. Das ist insgesamt ein sehr ausgewogener, in sich ruhender Spätburgunder. Bemerkenswerte Länge ohne schwächer zu werden.

17/20 2016–2025

2014 Felsenberg im Berntal Spätburgunder, Leistadt: Sehr dicht und füllig, dabei kühl in der Stilistik. Für einen frisch gefüllten Wein sehr klar. Jetzt bereits weniger auf der fruchtigen als auf der mineralischen Seite, dennoch mit schönem Schmelz nach hinten raus. Ungestümer und wilder als der 2013er, starke Substanz. Das wird ein grosser Wein aus einer Grossen Lage.

17+/20 20 2018–2028

Beitrag: Thorsten Kogge, Foto: Weingut Rings


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